13. Aug 2024,
Ortenberg ist seit dem 20.April 1923 von französischem Militär besetzt!
Noch immer ist die Bahnhofskurve eine Grenze, noch immer besteht Passpflicht für die Ortenberger. Auch andere Schwierigkeiten bestehen fort:
Metzger Karl Conzelmann kann nach wie vor nur mit Sondergenehmigung Vieh aus dem unbesetzten Kinzigtal kaufen, der Obsthandel von Hermann Kiefer geht zwar vonstatten, aber ebenfalls nur mit Sondergenehmigung. Der Turnverein Ortenberg muss immer noch auf seinen Übungsraum beim „Grünen Winkel“ verzichten und Bartholomäus Herp, aus seiner Haft heimgekehrt, ist als Ortsdiener entlassen und schmollt in seinem Haus im Freudental.
Hermann Glattfelder hat noch immer die Zwangseinquartierung in seiner Gastwirtschaft zu ertragen und muss -vermutlich zähneknirschend - zusehen, wie die ungebetenen Gäste nicht zimperlich mit seinem Eigentum umgehen.
Seine Rechnung vom 06. Juni 1924 an die Gemeinde Ortenberg spricht Bände:
Gipserarbeiten, Ofenreparatur, Zaunreparatur, Tapezierarbeiten (von Franz Feisst), Ersetzen einer Waschgarnitur, Schreinerarbeiten (von Eduard Berg),Schmiedearbeiten Leonhard Mock), Forderungen für beschädigte Obstbäume…….
Trotzdem hat sich die Situation ein wenig entspannt.
Man hat sich arrangiert, von passivem Widerstand ist schon längst nicht mehr die Rede. Die Versammlungseinschränkungen sind gelockert und angeblich hat man die französischen Wachsoldaten am Schilderhäuschen schon vor Langeweile beim Karten spielen gesehen.
Das Bezirksamt ist aus Gengenbach wieder nach Offenburg gezogen.
Die Ortenberger Gemeinderäte beraten mit Bürgermeister Danner - von der Besatzung scheinbar unberührt - die Angelegenheiten des Dorfes, (Mit Ausnahme einer einzigen Bemerkung findet während anderthalb Jahren die Besatzung in den Ratsprotokollen keinerlei Erwähnung.)
Trotzdem: Die Französische Militärregierung mit Sitz in Kehl hat nach wie vor das Sagen. Aber um es gleich vorweg zu nehmen:
Die Besatzung endet am 18.August 2024