Polizeidiener Bartholomäus Herp tätigt eine Aussage

02. Dez 2023,

Polizeidiener Bartholomäus Herp tätigt eine Aussage
Polizeidiener Bartholomäus Herp tätigt eine Aussage

Abschrift aus den Akten des Bezirksamts Gengenbach, datiert auf 28.04.1923

Polizeidiener Herp: "Am Sonntag Abend, 8.4.[1923 Anm. d. Red.], etwas um 10 Uhr, ging ich in die Bahnhofswirtschaft und trank ein bis zwei ¼ Ltr. Wein

Hier wurde mir von einigen Gästen gesagt, dass die zwei Frauenspersonen, die auch in der Bahnhofswirtshaft saßen, deutschfeindliche Redensarten geführt haben und mit den Franzosen verkehrt haben sollen. Solange ich in der Wirtschaft war, haben sie nichts gesagt.

Ich ging nun zum Bürgermeister und meldete diesem das Erfahrene. Derselbe gab mir alsdann den Auftrag, die beiden Personen festzunehmen und bis zum nächsten Morgen in den Ortsarrest zu versetzen, bis die Passkontrolle eintrifft. Ich habe sie dann auch in den Ortsarrest verbracht.

Vor dem Rathaus hat sich eine Menschenmenge angesammelt. Diese sagte, ich solle doch die Weiber wieder freilassen, und die Eingesperrten selbst hielten bei mir an und sagten, sie seine Schwestern und heißen Anna oder Klara Braun und wohnen in Offenburg in der Vorstadt, sie müßten am Montag Vormittag arbeiten und ich solle sie doch herauslassen. Auf ihr Drängen und Bitten hin habe ich sie dann etwas um ½ 12 Uhr nachts wieder freigelassen.

Ich war abends in einigen Wirtschaften und habe 4 oder 5 Viertel Ltr. Wein getrunken. Ich war wohl etwas angetrunken, betrunken war ich aber nicht, ich wusste noch gut, was sich tut.

Auf Vorhalt: Wenn die Leute sagen, ich sei öfters betrunken, dann ist dieses eine Lüge und übertrieben. Wenn man im ganzen Dorf herumkommt und da und dort einen Schnaps oder ein Glas Wein und Most bekommt, kann es vorkommen, dass man etwas angeheitert ist, aber betrunken und derart, dass ich nicht weiß, was ich tue, war ich noch nicht. Ich habe aber viel gehässige Leute.

Ich kann jetzt keine Erklärung abgeben, daß ich den Dienst freiwillig niederlege, ich möchte zuerst beim Bürgermeister und beim Herrn Oberamtmann deswegen vorsprechen.

Wenn ich vom Dienst enthoben werde, dann weiß ich nicht, was ich anfangen soll. Ich verspreche, dass bei mir nichts mehr vorkommt."

Protokollant: Konstantin Wurster

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